Auf dem Boden der Tatsachen liegt eindeutig zu wenig Glitzer!

Das Jahr 2021 im Kunstpalais

Etwas ruhig war es im letzten Jahr auf unserem Kunstpalais-Blog. Corona und Co. haben auch das Kunstpalais und sein Team in Atem gehalten und vor neue Herausforderungen gestellt. Not macht jedoch bekanntlich erfinderisch und so sind auch bei uns zahlreiche neue Ideen und Formate entstanden. Und langweilig wurde es uns trotz langer Schließzeiten ganz sicher nicht! Heute wollen wir gemeinsam mit euch zurückblicken auf digitale Eröffnungen, Open-Air Bars, großartige Kunst, Künstler*innen, Ausstellungen, Publikationen, Schweiß-Events, unsere neue Website und jede Menge Glitzer!

Digitale Vernissage, die Erste – mit Vivian Greven und Mike Bourscheid

Schon am 20. November 2020 begannen die beiden Ausstellungen Vivian Greven. Apple und Mike Bourscheid. Pisces and Capricorns mit der ersten digitalen Vernissage in der Geschichte des Kunstpalais. Ganz aufgeregt waren wir, als unser Video-Stream um Punkt 19 Uhr auf YouTube und IGTV online ging und wir so – trotz strenger Lockdown-Maßnahmen – gemeinsam mit euch die Korken knallen ließen. Und wie! Mit Leiterin Amely Deiss als Moderatorin und Gesprächen mit beiden Künstler*innen konnten wir euch – bequem vom heimischen Sofa aus – durch die beiden wundervollen Ausstellungen führen, die bis ins Frühjahr 2021 im Erd- und Untergeschoss des Kunstpalais zu sehen waren. Anfangs vor allem über digitale Vermittlungsangebote, dann aber doch noch für ein paar Wochen live und vor Ort.

Pünktlich zur Ausstellungseröffnung von Vivian Greven. Apple erschien auch der gleichnamige Katalog – in saftigstem Apfelgrün natürlich! Mit zahlreichen farbigen Abbildungen und Detailaufnahmen greift er die Themen der Ausstellung auf. Der Werkzyklus, den die Künstlerin in Erlangen in seiner makellosen Schönheit präsentierte, beschäftigte sich mit der umfangreichen Kulturgeschichte des Apfelmotivs. Vom biblischen Sündenfall über Wilhelm Tell hin zum Logo des amerikanischen Technologieunternehmens mit der angebissenen Frucht.

Ausstellungsansichten „Vivian Greven. Apple“ im Kunstpalais, Fotos: Ivo Faber

Heute freuen wir uns anzukündigen, dass es auch zur Ausstellung Mike Bourscheid. Pisces and Capricorns einen ganz besonderen Katalog geben wird. Neben Texten von Mitch Speed, Frédéric Schwilden und Amely Deiss beinhaltet die Publikation Installationsansichten aus dem Kunstpalais und dem Heidelberger Kunstverein, wo Teile unserer Ausstellung ein zweites Mal gezeigt wurden. Im Untergeschoss des Kunstpalais präsentierte Mike Bourscheid bis zum 30. Mai 2021 zahlreiche humorvolle Kostüme, Installationen und Fotografien und stellte so gesellschaftliche Konventionen spielerisch und verschmitzt infrage.

Ausstellungsansichten „Mike Bourscheid. Pisces and Capricorns“ im Kunstpalais, Fotos: Kilian Reil

Die beiden Ausstellungen waren auch die ersten beiden Shows, die wir vollumfänglich auf unserer neuen Website präsentieren konnten. Am 11. Februar ging dieses Glanzstück, an dem wir viele Monate mit dem Team der Agentur Halma gebastelt haben, live. Hier haben wir nun die Möglichkeit, unsere Ausstellungen, Sammlung, Angebote, Events und unsere Publikationen in einem angemessenen Licht zu präsentieren. Bequem kann man nun durch die Highlights der städtischen Sammlung stöbern und vergangene Ausstellungen mittels zahlreicher Ansichten Revue passieren lassen.

Ansicht der neuen Kunstpalais Website mit Ausstellungsarchiv

Im Sommer 2021 stand nach einer heißen Umbauphase schließlich auch schon die Eröffnung der nächsten Einzelausstellungen an: Devan Shimoyama. All The Rage und Zuzanna Czebatul. The Happy Deppy Ecstasy Institute. Diesmal wieder live und vor Ort im Kunstpalais! Mit Eis von unserem Lieblings-Café Bassanese, einer Open-Air-Bar auf dem Marktplatz, funkelnden Luftballons und in Anwesenheit der beiden Künstler*innen Devan Shimoyama und Zuzanna Czebatul. Unter Berücksichtigung der geltenden Hygienebestimmungen konnten wir gemeinsam mit vielen Besucher*innen die Arbeiten dieser beiden außergewöhnlichen Künstler*innen präsentieren. Die Kurator*innen Amely Deiss und Malte Lin-Kröger begrüßten alle Gäste schon am Eingang mit bunten Chips, die beim Eiscafé Bassanese gegen eine Kugel der Lieblingssorten der beiden Künstler*innen eingetauscht werden konnten. So konnte beim Warten auf den Einlass eifrig geschleckt und die Vorfreude auf die Kunst noch gesteigert werden. Ach, wie haben wir den Anblick der vielen bunten Besucher*innen genossen, die voller Bewunderung vor den fulminanten und prunkvollen Materialcollagen des amerikanischen Künstlers Devan Shimoyama standen und die über den orange glühenden Boden und vorbei an den monumentalen Skulpturen der in Berlin lebenden Künstlerin Zuzanna Czebatul schritten!

Vernissage der beiden Ausstellungen „Devan Shimoyama. All The Rage“ und „Zuzanna Czebatul. The Happy Deppy Ecstasy Institute“ mit den beiden Künstler*innen, Fotos: Fédéric Schwilden

Zu beiden Ausstellungen sind einzigartige Kataloge erschienen. Unter dem Titel The Happy Deppy Ecstasy Archive entstand die umfangreiche und reich bebilderte Publikation Zuzanna Czebatuls. Der Katalog reicht über die Dokumentation der Kunstpalais Ausstellung hinaus und gibt in Text und Bild einen Überblick über das gesamte bisherige Schaffen der Künstlerin. Shimoyamas Katalog greift Titel und Werke der Ausstellung im Kunstpalais auf und beinhaltet neben Essays und einem Künstlerinterview zahlreiche Detailaufnahmen der reich verzierten Collagen, mit denen der Künstler auf affirmative Weise Themen wie alternative Männlichkeiten, Sisterhood und Diversity behandelt.

Die Kataloge „The Happy Deppy Ecstasy Archive“ von Zuzanna Czebatul und „All The Rage“ von Devan Shimoyama im Kunstpalais Shop

Auch die Laufzeit der beiden Ausstellungen konnte ohne größere Einschränkungen von Besucher*innen wahrgenommen werden. Gefreut haben wir uns über die zahlreichen Schulklassen und Workshops in unserer hauseignen Werkstatt. Die Spuren der sommerlichen Glitzerexzesse von Groß und Klein finden sich noch heute in unseren Büroräumen und zaubern uns jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht. Die Kleinen Meister waren digital, aber vor allem auch wieder analog für junge Kunstbegeisterte da. Insbesondere während der nächtlichen Taschenlampenführungen erstrahlten die Glitzercollagen Shimoyamas in besonders stimmungsvollem Licht.

Ausstellungssansichten „Devan Shimoyama. All The Rage“, Fotos: Ludger Paffrath

Einige der funkelnden Ergebnisse unserer Kinderworkshops zur Ausstellung von Devan Shimoyma, Fotos: Tamara Reitz

Ausstellungssansichten „Zuzanna Czebatul. The Happy Deppy Ecstasy Institute“, Fotos: Ludger Paffrath

In unserem kleinen Jahresrückblick darf natürlich auch ein ganz besonderes Projekt nicht fehlen! Die Rede ist von dem Gewinner-Projekt des diesjährigen Wettbewerbs für Kunst am Bau, genauer: am neu entstehenden BBGZ – Bürger-, Begegnungs- und Gesundheitszentrum. Der Künstler Julius von Bismarck konnte den Wettbewerb mit seinem Entwurf 99% Wasser für sich entscheiden. Das Konzept der Arbeit sieht vor, den Schweiß Erlanger Bürger*innen zu sammeln und als Vorlage für die Form der kristallartigen Skulpturen zu verwenden, die am neu entstehenden Bau hängen und stehen werden. Das Kunstpalais hat deshalb keine Mühen gescheut und am 23. Oktober unter dem Motto „SWEAT! For the BBGZ“ in Zusammenarbeit mit dem Künstler ein Happening organisiert, bei dem Freiwillige gemeinsam ins Schwitzen kommen und ihre Spende in Form der wertvollen Körperflüssigkeit abgeben konnten. Richtig ins Transpirieren konnte man während der Performance von Helga Wretman kommen. Bekleidet mit futuristisch anmutenden Schwitzanzügen und unter Anleitung der Stuntfrau und Performance-Künstlerin wurde gehüpft, gerannt und gedehnt, bis sich die glitzernden Schweißperlen aus den Poren bemühten und von unserem medizinischen Fachpersonal abgenommen werden konnten. Wir sind selbst auch sehr gespannt auf das finale Ergebnis!

Highlights des Happening „SWEAT! For the BBGZ“, Fotos: David Häuser

Trotz Einschränkungen und neuen Regelungen, war das Jahr 2021 im Kunstpalais ein buntes, humorvolles, spannendes und abwechslungsreiches. Zu sehen gab es vielfältige Positionen der internationalen zeitgenössischen Kunstwelt. Und auch im kommenden Jahr erwarten euch und uns wieder echte Ausstellungsknaller, auf die wir euch in den kommenden Tagen auch hier auf dem Blog noch einen Ausblick geben möchten. Positiv gestimmt schauen wir deshalb auf den Jahreswechsel und das kommende Jahr 2022 und sind sicher, dass Kunst den Menschen auch in schwierigen und instabilen Zeiten Freude und besondere Erlebnisse schenken kann. Denn wenn wir eines aus dem vergangenen Jahr gelernt haben, dann dass sich Flexibilität und eine positive Grundeinstellung auszahlt – ganz nach dem Motto: Wenn dich dein Leben nervt, streu Glitzer drauf!

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