Zündstoffe #1: Eternal Now

Auf unserem Blog zu Gast: Studentinnen des Instituts für Kunstgeschichte von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg schreiben über die Ausstellung „Almut Linde: Radical Beauty“.

Der Zirkus ist kein unbekanntes Motiv in der Kunstgeschichte. Französische Impressionisten, wie Pierre-Auguste Renoir und Georges Seurat, aber auch Maler wie Max Beckmann und viele andere Künstler waren angetan von den künstlerischen Möglichkeiten, die ihnen diese phantastische Welt bot. In Seurats pointilistischer Interpretation des Themas etwa schwebt eine Artistin wie schwerelos auf dem durch die Manege galoppierenden Pferd während der Zirkusdirektor die Peitsche schwingt. Ein Clown zieht den Vorhang auf, das Publikum betrachtet das Geschehen von den Rängen aus.

Almut Lindes Fotografie Eternal Now führt ebenfalls eine unwirkliche Situation vor. Sie zeigt einen eingefrorenen Moment aus dem routinierten Bewegungsablauf zweier Zirkusartistinnen. Ungewöhnlich an der Aufnahme ist der Ort, an dem sich die beiden befinden. Ein mit monochromen Bildern bespielter, hell beleuchteter Ausstellungsraum eines Museums bildet den Hintergrund, vor dem die in ihrer Trainingskleidung beinahe deplatziert wirkenden Artistinnen ihre akrobatische Übung vorführen. Das Herauslösen des Zirkuspersonals aus seinem gewohnten Umfeld macht neben dem ästhetischen Erlebnis auch den sozialen Aspekt ihrer Arbeit deutlich.

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Almut Linde: Dirty Minimal #59.1 – Eternal Now (Sculpture/Entertainment), Light-Jet-Print, 156 x 206 cm, 2008/09

Das Museum, Ort des Geistigen und der Kontemplation, gilt als eine in der Hochkultur fest verankerte Institution. Der Zirkus hingegen reist durch das Land und bemüht sich dabei, Abend für Abend eine besondere Vorführung zu liefern. In der Regel findet er gesellschaftlich nicht die Anerkennung, die ihm mit seiner langen Tradition zustehen müsste. Die Bedingungen für Zirkusse sind heutzutage allgemein schwer. Besonders Familienbetriebe müssen um ihr Überleben kämpfen. Bereits im Jahr 2003 veröffentlichte die Generaldirektion Wissenschaft des Europäischen Parlaments zu diesem Thema eine Studie,  die sich u.a. mit der sozialen Absicherung und dem Schutz der Gesundheit von Zirkusmitgliedern befasst.

Autorin: Jannike Wiegand absolvierte ein Bachelor-Studium in den Fächern Kunstwissenschaft und Germanistik an der Universität Kassel. Seit 2013 studiert sie im Master-Studiengang Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Museumsarbeit, an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

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